Berichte aus dem Kinderdorf


An dieser Stelle publizieren wir Texte, Zeitungsartikel und Reportagen über das Nice View Kinderdorf. Wir möchten Leuten eine Plattform bieten, auf der sie ihre Erlebnisse in Msambweni oder an Ubele-Anlässen beschreiben und ausdrücken können – sei es mit Texten, sei es mit Fotos oder auch Videoclips. Wir freuen uns auf weitere Beiträge (kontakt@ubele.ch).

 

Pascale Barmet in Nice View Juli/August 2022.

TCM ohne Grenzen im Kinderdorf

Pascale Barmet besuchte über den Verein Ubele das Kinderdorf Nice View von Gudrun Dürr im Juli/August 2022. Pascale ist Vorstandsmitglied der Organisation «TCM ohne Grenzen Schweiz» und behandelte die Kinder in Nice View unter anderem mit Problemen wie Augenprobleme, Bauchschmerzen, Aufmerksamkeitsstörung, Asthma, Kniebeschwerden und angeborenen Gebrechen.
Das TCM Fachmagazin hat darüber einen Bericht veröffentlich, welcher hier nachgelesen werden kann: Artikel Barmet 202212

Wer mehr über das Fachmagazin erfahren möchte: Tcm Fachmagazin

«In Nice View ist niemand allein.» (August 2022)

Die Big Nice View Family ist mit über 50 Kindern mit verschiedenen Herkünften, Geschichten und Erfahrungen eine aussergewöhnliche Familie. Und doch eine Familie wie jede andere. Es wird gelacht, gespielt, getanzt, Werte werden vermittelt, Kinder erzogen, und natürlich gehören auch Streitigkeiten zum Alltag. Aber vor allem wird aufeinander geachtet und Liebe verschenkt. Man kümmert sich umeinander und hilft tatkräftig mit, wo man nur kann, denn wenn es darauf ankommt, kann man in dieser Familie aufeinander zählen. In Nice View ist niemand allein.

So ist der Eindruck, den ich in meinen zwei Wochen Aufenthalt im Kinderdorf bekommen habe. Von Tag Eins an wurden wir mit offenen Armen empfangen und in die Familie aufgenommen, als hätten wir schon immer dazu gehört. Ich kann mich gut an all die lachenden Kindergesichter erinnern, mit denen wir begrüsst wurden, und auch mein Lachen wurde von Tag zu Tag grösser. Nicht nur mein Lachen wurde grösser. Nein, auch in meinem Herz ist jetzt ein Platz, in dem alle Kinder (natürlich mietfrei!) wohnen. Das klingt vielleicht etwas kitschig, ist aber wahr. Ich habe mit den Kindern Singworkshops gemacht, bei denen ich ihnen Lieder, Choreografien und Spiele beigebracht habe. Doch auch wenn sie es vermutlich gar nicht wissen, ist das nichts ist im Vergleich, zu all dem, was die Nice View Family mir beigebracht hat. In Nice View habe ich Sachen fürs Leben gelernt. Doch das für mich Wichtigste, was ich gelernt habe, ist:

Schäm dich nicht dafür wer du bist und was du tust und hab Spass!

Am Anfang war mir unwohl bei dem Gedanken vor 20 Kindern zu singen und ihnen etwas beizubringen. Doch sobald ich vor den Kindern stand, war diese Angst verflogen. Sie kümmerten sich nicht darum, ob ich jeden Ton traf und ob ich den Text auswendig konnte oder nicht. Sie machten einfach mit, ohne sich zu schämen, sangen lauthals und hatten einfach Spass daran etwas Neues zu lernen.

Auch beim Fussballspielen war ich mir nicht sicher, ob ich da wirklich mitspielen soll. Schliesslich bin ich mit meinen miserablen Fussballkünsten eher eine Behinderung fürs Team. Doch natürlich kam das gar nicht in Frage! Sofort wurde ich in ein Team aufgenommen und ich wurde gelobt, wenn ich den Ball traf. Böse Blicke, weil ich einmal danebenschoss, bekam ich nie.

Und auch Tanzen kann jeder! Ist halt dein eigener Stil. Und wenn du die Choreo nicht kannst, dann zeig ich sie dir halt noch einmal. Macht doch Spass!

Ist doch alles egal. Sei so, wie du bist, und hab Spass dabei!

Wie man vermutlich herauslesen kann, wird es einem in Nice View nie langweilig. Zwischen Singen, Tanzen, Spielen, Basteln, barfuss im afrikanischen Sand Fussball spielen, schwimmen, Babys herumtragen, Rösti kochen, fünfhundert Mal die gleiche Frage beantworten und sich gegenseitig umarmen, bis man keine Luft mehr bekommt, hat man im Kinderdorf immer etwas zu tun.

Alles in allem muss ich sagen, dass es eine Megaerfahrung war und ich mich schon auf den nächsten Besuch in Kenia freue. Und wenn ich mal einen schlechten Tag habe, die Hoffnung in die Menschheit verliere und das Gefühl habe, es sei eh schon zu spät, dann denke ich zurück an die Nice View Kinder mit ihren offenen Armen und ihren lachenden Gesichtern. So kommt mir die Hoffnung an das Gute im Menschen wieder zurück und auch der Mut, aufzustehen und für diese Welt, in der wir leben, zu kämpfen. Nice View gibt mir Hoffnung.

Frida Ensmann



«In Nice View ist niemand allein.» (August 2022)
(Für Bildergallery mit Mouseover)


Wiedersehen nach langer Zeit (Juli/August 2022)
(Für Bildergallery mit Mouseover)

Wiedersehen nach langer Zeit (Juli/August 2022)

Nach vier Jahren wieder den bekannten Weg durch Msambweni zu gehen, um ins Nice View Kinderdorf zu gelangen, dort am Tor zu warten und vom Askari eingelassen zu werden – diese Eindrücke waren irgendwie seltsam und auch wunderschön. Fragen schossen mir durch den Kopf: Was genau hat sich alles verändert? Erinnern sich die Nice View Kinder noch an uns? Wie wird die Begrüssung sein? Was haben wir uns zu berichten?

Doch meine Bedenken und Unsicherheit waren umsonst. Denn kaum hatten sie uns bemerkt, umringten und begrüssten uns die Nice View Kinder. Die meisten Gesichter erkannte ich, doch es gibt auch einige neue Kinder, die sich freuten, dass eine Gruppe ‹Mzungus› sie besuchte und mit ihnen Zeit verbringen wollte. Bereits nach ein paar Minuten hatte ich den Eindruck, wir seien gar nicht weg gewesen – trotz der langen vier Jahre seit dem letzten Besuch. Sofort nahmen uns die kenianischen Freund*innen mit auf den Sportplatz (Big Field), wo wir mit den älteren Jungs und Mädchen barfuss Fussball spielten. Dabei mussten wir aufpassen, nicht in frische Schweinekacke zu treten. Ja, richtig gelesen: Denn wenn auf der Wiese nicht Sport getrieben wird, spaziert ein gutes Dutzend Hausschweine frei herum – zusammen mit ziemlich lauten und aufsässigen Gänsen.

Natürlich gab es auch wieder unvergessliche Partys im Kinderdorf. Die erste fand am 30. Juli statt, wo wir einerseits den 1. August – ja, ich weiss, etwas verfrüht – zusammen mit der Geburtstagsparty der Juli-Kinder feierten. Mein Vater stand in der Küche und bereitete gemeinsam mit den einheimischen Köchen Rösti zu. Dazu gab es gegrilltes Fleisch und Salat. Die Tische in der Dining Hall waren multikulturell geschmückt. Lampione mit Schweizer Kreuzen standen neben kenianischen Tischdekorationen. Später standen die «National Anthems of Switzerland and Kenya» auf dem Programm. Unser Gesang der Schweizer Hymne war etwas gar kläglich. Ganz anders unsere Gastgeber*innen; sie wussten den Text der kenianischen Hymne in und auswendig und sangen ihn voller Inbrunst mit. Danach wurden die Geburtstage der vier Julikindern gefeiert. Ein weiteres Highlight des Abends war die mehrstöckige Birthday-Crème- und Früchtetorte, die das Backtalent Steven zubereitet hatte. Es folgten viele Tanz- und Singeinlagen, wo wir als Gäste selbstverständlich integriert wurden. Schneller als erwartet ging der lustige Abend zu Ende.

Doch schon am nächsten Tag kamen die Nice View Kinder zu uns in den «Paradise Garden», wo wir in drei Gruppen aufgeteilt wurden und am Strand, im und neben dem Swimming Pool spielten. Den krönenden Abschluss machte die internationale Schwimm-Stafette im Pool.

Ein paar Tage vor unserer Abreise kamen auch noch die älteren Kinder, die in die Secondary School gehen, zurück nach Nice View. Auch mit ihnen hatten wir eine wundervolle Zeit; es gab viel zu erzählen.

So vergingen die Tage wie im Flug. Unsere Abreise rückte leider rasch näher. Selbstverständlich gab es eine Feier – die Farewell Party. Wieder gab es feines Essen, wieder wurde von allen getanzt und gesungen, und es wurden – wie es in Kenia üblich ist – auch einige Reden gehalten. Am Ende des Festes waren alle happy, aber auch etwas bedrückt, weil wir uns voneinander verabschieden mussten. «Wann kommt ihr wieder?» fragten unsere kenianischen Freund*innen. Und ihr grösster Wunsch: «Wartet nicht wieder vier Jahre!»

Wir werden sehen... Vielen, vielen Dank für eure grosse Gastfreundschaft und Herzlichkeit!

 

Mirjana Müller


Akupunktur im Nice View Children’s Village (Juli/August 2022)

Als Vorstandsmitglied der Organisation «TCM ohne Grenzen Schweiz» kam ich über den Verein Ubele auf das Kinderdorf Nice View von Gudrun Dürr. Nach langen Vorbereitungen und Lockerungen der Coronamassnahmen konnte es im Juli endlich losgehen. Ich flog mit meiner Familie nach Nairobi, weiter ging es mit dem Zug nach Mombasa und zum Schluss mit dem rassigen Fahrer zum «Paradise Garden» in Msambweni. So konnten wir das Land schon mal spüren und riechen. Angekommen bei Paradise Garden gab es ein grosses Wow – einfach ein Traum. Der Name verspricht nicht zu viel! Wir wurden sehr herzlich empfangen, und schon gab es die erste superleckere Mahlzeit. Von unserer Seite gibt es 5 Sterne für Unterkunft, Küche und Meeresblick.

Am nächsten Tag ging es 15 Minuten zu Fuss durch das Dorf zum Nice View Kinderdorf. Auch da wurden wir mit einem herzlichen «Jambo» begrüsst. Mit Gudrun Dürr haben wir besprochen, wie wir die Behandlung der Kinder am besten durchführen könnten. Wir starteten am ersten Tag im Yogaraum mit den Kindern, die bettnässen. Diese legten sich alle nebeneinander auf Matten und wurden so eins nach dem anderen mit Akupunktur behandelt. Es war erstaunlich, wie die Kinder sofort neugierig waren und super mitmachten. Am zweiten Tag kamen bereits mehr Kinder – mit anderen Problemen wie Aufmerksamkeitsstörung, Augenprobleme, Bauchschmerzen, Asthma, Kniebeschwerden und angeborenen Gebrechen. Ab dem dritten Tag kamen die Kinder bereits angerannt, wenn sie uns zum Tor reinkommen sahen, und stritten sich, wer als erstes drankommt. Wir arbeiteten in Schichten, zuerst eine Gruppe Kinder auf den Matten. Die Akupunkturnadeln blieben rund 20 Minuten drin für die Wirkung, dann folgte die nächste Gruppe usw. Ab dem zweiten Tag liessen sich dann auch die «Mamas» wegen Rückenschmerzen behandeln.

Wir wollten am nachfolgenden Tag jeweils wissen, wie es allen ging. Und obwohl ich bereits mehr als 20 Jahre mit Akupunktur arbeite, war ich immer wieder erstaunt über die Resultate. Kinder, die seit 13 Jahren in der Nacht einnässten, blieben plötzlich trocken. Andere konnten sich besser konzentrieren. Ein Baby hatte weniger Bauchkrämpfe und schlief besser durch. Bei anderen gingen die Probleme mit dem Bewegungsapparat zurück oder verschwanden ganz. Es war faszinierend zu sehen, wie die Kinder spürten, dass ihnen die Behandlung hilft. Sie machten super mit, obwohl das Setzen der Nadeln nicht nur angenehm ist.

Bei diesem ersten Besuch ging es darum abzuklären, was wir von «TCM ohne Grenzen» in Msambweni bewirken können. Nach diesen zwei Wochen flog ich sehr motiviert und positiv überrascht nach Hause zurück. Am liebsten wären wir noch länger geblieben. Das Ziel von «TCM ohne Grenzen» ist es nun, die Betreuerinnen («Mamas») vor Ort auszubilden und sie mit den wichtigsten Akupunkturpunkten vertraut zu machen, damit sie die Kinder künftig selber behandeln können. Auch steht ein weiteres Projekt für die Ausbildung des Pflegepersonals und der Hebammen in der Nice View Klinik an, damit auch hier – z.B. bei Geburten sowie im Wochenbett – mit Akupunktur gearbeitet und so den Menschen mit einer weiteren Methode geholfen werden kann.

Wir sind sehr glücklich über diese Erfahrung und haben hohe Achtung vor der Leistung und Hingabe der Familie Dürr. Wir hoffen, dass wir von «TCM ohne Grenzen» bald noch viel Gutes für die grosse Nice View Familie bewirken dürfen. Wir kommen wieder!

Pascale Barmet, Stefan Iten und Lucien


Akupunktur im Nice View Children’s Village (Juli/August 2022)
(Für Bildergallery mit Mouseover)


Meine Erlebnisse in Nice View (Juli/August 2022)
(Für Bildergallery mit Mouseover)

Meine Erlebnisse in Nice View (Juli/August 2022)

Als wir am ersten Tag durch das Tor des Nice View Kinderdorfes gingen und die Kinder uns sahen, liessen sie alles liegen, rannten auf uns zu, um uns stürmisch zu begrüssen. Nach 2018 war dies unser zweiter Besuch. Deswegen kannten wir die meisten Kinder schon. Trotzdem schüttelte uns jedes einzelne Kind die Hand und stellte sich freundlich vor.

Kurz darauf durften wir an ihrer Lieblingsbeschäftigung teilnehmen: Fussball. Die Kinder spielen es pro Tag mindestens einmal. Wir wurden nicht nur beim Fussballspielen sofort wieder aufgenommen, sondern durften an allen Aktivitäten der Nice View Familie mitmachen.

Unsere zwei Wochen Aufenthalt im Paradise Garden – eine wunderschöne am Meer gelegene Lodge – vergingen wie im Flug. Fast jeden Tag besuchten wir die Kinder, die sich immer wieder aufs Neue freuten. An den Abenden wurden wir von älteren Nice View Kindern, die nun als Küchenhilfen im Paradise Garden arbeiten, wunderbar bekocht. Manchmal aber assen wir auch mit den Kindern in Nice View. Es war immer schön, mit den Kindern zusammen zu essen und danach Spiele zu spielen.

Am Ende unseres Aufenthaltes gab es einen Abschlussabend. Die Kinder haben uns verschiedenste Tänze vorgeführt. Gross und klein, Kinder wie auch die Mamas sangen und tanzten. Und auch wir tanzten teilweise mit. Im Allgemeinen brachte uns der Aufenthalt viele tolle und unvergessliche Erlebnisse. Ich kann jedem bzw. jeder von ganzem Herzen empfehlen, nach Msambweni zu reisen und das Kinderdorf zu besuchen!

Mauri Ruzek


Blitzbesuch in Nice View (Februar 2021)

Spätestens nach einem Jahr beginnt es – das Fernweh. Aber eigentlich müsste es eher Heimweh heissen, denn der erste Aufenthalt in Nice View vor gut eineinhalb Jahren hat mich Wurzeln schlagen lassen. Und dass dies nicht nur mir passiert, weiss ich von vielen Menschen, die ihr Herz an Afrika verloren haben. Also wagte ich trotz den ökologischen Bedenken, die für so eine weite Reise und für einen so kurzen Aufenthalt unbedingt berechtigt sind, wieder der «neuen Heimat» einen Besuch abzustatten. Allerdings muss ich zur Rechtfertigung anfügen, dass ich auch geschäftlich mit der Nice View Trust Foundation zu tun hatte und ihr Bauprojekt «Paradise Garden» vor Ort zu begutachten hatte. Über Paradise Garden werde ich ein anderes Mal berichten.

Die Nice View Kinder sind in der Zwischenzeit gewachsen, und auch die jüngsten Zwillinge tappen schon alleine durch die Gegend und haben keine Angst mehr vor meinem ‹Bleichgesicht›. Das Wiedersehen war so selbstverständlich, als hätten wir uns erst gestern voneinander verabschiedet.

Natürlich wurde ich gleich gefragt, ob wir wieder miteinander trommeln. Obwohl ich dieses Mal nicht als Lehrperson auftrat, versammelten wir uns fast jeden Abend im Musikzimmer und trommelten, was das Zeug hielt. Gudrun Dürr erzählte mir, dass unterdessen jeden Samstag an dem «bunten Abend», den die Kinder selber organisieren, das Musizieren und vor allem das Trommeln unabdingbarer Teil der Abendgestaltung sei.


Auch in unserem Trommelkreis merkte ich schnell, wie das gemeinsame Musizieren nicht mehr gross auf eine Führung angewiesen ist, sondern das «gemeinsam in den Rhythmus kommen» eine Eigendynamik entwickelt. Die Trommeln gehören jetzt zu ihnen! Den Profitrommler Paul Mbugi, der 2019 auch die 20 Djembes in seiner Werkstatt im Slum von Nairobi für uns gebaut und uns auch unterrichtet hat, möchte ich unbedingt wieder zu einem «Refresher» ins Kinderdorf einladen. Wer sich für diese Idee interessiert und mich finanziell in diesem Vorhaben unterstützen möchte, kann sich gerne an mich wenden.

Drei Wochen waren schnell vorbei. Zu schnell! Und ich muss gestehen, dass mir dieses Mal die Heimreise schwer viel, auch wenn ich mich wieder sehr auf das Wiedersehen mit meinen Lieben gefreut habe. Aber das Herz bleibt halt immer ein bisschen hängen...

Beat Hofmann


Besuch von Delia Gaudio im August 2019.
(Für Bildergallery mit Mouseover)

Mein Aufenthalt im «Nice View» Kinderdorf

Im August 2019 durfte ich drei Monate in Nice View in Msambweni an der Südküste Kenias verbringen. Dabei tauchte ich in eine neue, mir bis anhin fremde Kultur ein und sammelte viele wertvolle Erfahrungen. In Nice View angekommen, wurde ich von der ganzen Nice View Family herzlich begrüsst, danach hat die Sozialarbeiterin Doris mir das riesige Gelände gezeigt und geduldig all meine heiklen Fragen detailliert beantwortet. Ich war richtig beeindruckt, wie viel Herzblut Gudrun und ihre Familie in dieses Projekt haben fliessen lassen. 

Während meinen ersten vier Wochen habe ich die Kinder während der Schulzeit begleitet und unterstützt. Ich durfte mich am Schulalltag beteiligen, indem ich Sportlektionen vorbereitete oder auch Deutschlektionen für die Kindern organisierte. Morgens habe ich jeweils viel Zeit in der Kinderkrippe verbracht und mit den Kleinsten gespielt.

Während den Schulferien haben wir diverse Aktivitäten unternommen: an einem Nachmittag führte ich ein Geländegame für die Kinder durch, in kleinen Gruppen probierten wir verschiedene Backrezepte aus. In der letzten Woche meines Aufenthalts habe ich einen dreitägigen Ausflug organisiert, den wir mit den grossen Kids durchgeführt haben. In einer Hütte am See genossen wir die wunderschöne Natur, sassen am Lagerfeuer, haben unsere eigenen Mahlzeiten zubereitet und uns gegenseitig neue Spiele beigebracht. 

Für all die interessanten Gespräche mit den Kindern, den wertvollen Erfahrungen und vor allem für die berührenden Momente nach dem Abendessen als wir uns zusammen im Kreis versammelten und sangen, bin ich zutiefst dankbar.

Delia Gaudio



Besuch der Familie Quinzi im Sommer 2019.
(Für Bildergallery mit Mouseover)

Bericht der Familie Quinzi

Im Sommer 2019 beschlossen meine Familie und ich, das Kinderdorf Nice View zu besuchen. Diese Reise führte uns in ein Land mit Menschen und einer Kultur, die uns vollkommen fremd waren. Daher traten wir unsere Reise nicht nur mit grosser Vorfreude an, sondern auch mit einem nicht vernachlässigbaren mulmigen Gefühl im Bauch.

Bereits bei unserer Ankunft im Nice View Village wurde uns aber bewusst, dass unsere Reise dieses ungewisse Abenteuer mehr als wert war. Der warme Empfang von Gudrun Dürr, den Angestellten und den Nice View Kindern haben uns zu tiefst berührt. Gudruns Kinder strömten in Scharen auf uns zu, schüttelten uns selbstbewusst die Hand und schenkten uns ihr strahlendes Lachen. In ihren Augen sahen wir ihre Dankbarkeit gegenüber den ‹visitors› und allen Menschen, die ihnen ein Leben im Nice View Village ermöglichen.

In den folgenden Tagen wurde uns bewusst, wie viel Arbeit und Herzblut in dem Hilfsprojekt steckt. Neben einem Zuhause wird diesen kenianischen Waisen- und Strassenkindern alles mit auf den Weg gegeben, was es braucht, um ein eigenständiges Leben zu führen. Dazu gehört nicht nur der Erwerb von vorgeschriebenem Schulstoff, sondern auch Wertschätzungen wie Dankbarkeit, Respekt, Anstand, Verantwortungsgefühl und das Wissen um eine ausgewogene, gesunde und nachhaltige Ernährung.

Obwohl etwa 40 Kinder im Dorf wohnen, wird grosser Wert daraufgelegt, dass jedes Kind als Individuum aufwachsen kann. Wir hatten das Glück, während einer Talentshow miterleben zu dürfen, wie jedes Kind in seinen Talenten gefördert wird, und wie Geburtstage gefeiert werden, obwohl von vielen Kindern das exakte Geburtsdatum unbekannt ist. Für uns war es unbeschreiblich berührend, wie Bruno, dessen fünfzigster Geburtstag auf unseren Nice View Village Besuch fiel, in das Geburtstagsritual eingeschlossen wurde. Es war ein Geburtstagsfest, das wir mit Bestimmtheit nie vergessen werden!

Überhaupt hat uns die Gastfreundschaft der Nice View Bewohner*innen äusserst beeindruckt. Es gab keinerlei Berührungsängste. Im Gegenteil, Gudrun und ihr Team sind am Austausch unterschiedlicher Kulturen sehr interessiert. So gab es am schweizerischen Nationalfeiertag auf Anstoss von Thomas ein 1. Augustfest mit Lampion, Schweizerfähnchen und Rösti.

Was uns allerdings traurig gestimmt hat, war zu sehen, wie gewisse Menschen Hilfsgütersammlungen mit Entsorgungsstellen verwechseln. Als wir halfen, Spiele, Bücher, Computer und Ähnliches aufzuräumen, kamen uns immer wieder defekte Gegenstände in die Hände, deren auch ärmere Menschen nicht würdig sind. Hilfsgüter zu sortieren und sinnvoll aufzubewahren beinhaltet sehr viel Arbeit, die mit solchen ‹Spenden› leider nicht gewürdigt wird.

Während unseres Aufenthalts haben wir viele ehemalige Nice View Kinder kennengelernt, die sich jetzt als junge Erwachsene für ihr Zuhause engagieren, indem sie als Lehrer*in, Schreiner*in, Näher*in, Gärtner*in, Fahrer*in, usw. tätig sind. Dies ist für uns mehr als Beweis genug, wie nachhaltig das Nice View Projekt ist und unsere Unterstützung verdient.

Wir bewundern Gudrun und ihre Familie für all die Kompromisse, die sie als Familie eingegangen sind, um dieses Kinderdorf auf die Beine zu stellen. Thomas und Nathalie danken wir ganz herzlich, dass sie uns bei der Planung unserer Reise unterstützt haben und dass sie sich mit Ubele leidenschaftlich für das Kinderdorf einsetzen. Der Einblick in den Alltag und das Leben der Kinder im Nice View Village hat unser Leben stark bereichert.

Melanie und Bruno Quinzi mit Alina (13) und Viona (11)


Besuch im Kinderdorf Nice View (Sommer 2018)

Schon der Spaziergang von der traumhaft gelegenen Lodge direkt am indischen Ozean zum Kinderdorf «Nice View» ist ein Erlebnis. Wir sind die einzigen Weissen weit und breit und wenn wir durchs Dorf Msambweni spazieren, kommen die Kinder herausgerannt, grinsen uns an, und rufen uns «Mzungu» zu, was man mit «Bleichgesichter» übersetzen könnte. Vorbei an zahlreichen Hütten, aber auch Schulen, wo ebenfalls die Kinder in ihren bunten Schuluniformen lachen und rufen, gelangen wir dann an ein Eisengitter und warten darauf, dass der freundliche Wächter aus seinem «Flaschenhaus» tritt und die Türe zum Kinderdorf aufschliesst.

Wir hatten in den zwei Wochen unseres Aufenthalts in Msambweni viele Gelegenheiten, das Kinderdorf zu besuchen und uns mit den Kindern, die sehr gut Englisch sprechen, aber auch den Mitarbeiter*innen zu unterhalten. Zu den bleibenden Erinnerungen und Bildern zählen für uns die Fussballspiele, die gemeinsamen Abendessen, die abendlichen Runden mit Singen im Kreis sowie die Szenerie, als sich die Mädchen und Frauen unter einem grossen Baum die Haare geflochten haben. Aber vor allem war es das Gefühl, als Fremde, als «Mzungu» auf einem ganz anderen Stück Erde willkommen zu sein.

Hanspeter Mathys



Besuch im Kinderdorf «Nice View» im Sommer 2018.
(Für Bildergallery mit Mouseover)